Das Cytomegalie-Virus (CMV) gehört zu den Herpes-Viren. Wie auch die Erreger von Lippenherpes oder Herpes genitalis bleiben Cytomegalie-Viren nach der Erstinfektion ein Leben lang im Körper.  http://www.netdoktor.at/krankheit/cytomegalie-6810335

 

In 90% der Fälle verläuft die Cytomegalie-Infektion völlig harmlos: Die meisten Kinder und Erwachsenen zeigen keine Symptome, wenige haben Grippe-ähnliche Krankheitszeichen wie Fieber, Halsschmerzen oder Müdigkeit. Auch bei Schwangeren ist eine Erstinfektion meist unauffällig und wird oft nicht erkannt.

Man nimmt an, dass in Europa etwa die Hälfte aller Frauen keine Cytomegalie-Infektion vor ihrer ersten Schwangerschaft gehabt hat. Wird eine Frau in der Schwangerschaft erstmalig mit CMV infiziert, ist dadurch in der Frühschwangerschaft die Rate an Fehlgeburten erhöht, während in der späteren Schwangerschaft die Infektion beim Kind in erster Linie zu Hörstörungen bis zur Taubheit führt.

 

Weltweit betrachtet, ist die Cytomegalie-Infektion die häufigste Ursache für im Mutterleib erworbene Schädigungen des Kindes. Schätzungen zufolge kommt eines von 200 Neugeborenen mit einer Schädigung durch eine Cytomegalie-Virusinfektion zur Welt.

Wie erfolgt die Übertragung?

Die häufigste Ansteckungsquelle für Schwangere sind Kleinkinder, die ohne Anzeichen einer Erkrankung das Cytomegalie-Virus in hohen Konzentrationen über Harn und Speichel ausscheiden. Via Schmierinfektion kann das Virus also auch durch Küssen auf die werdende Mutter übertragen werden. Eine Vorbeugung der Übertragung ist daher – realistisch betrachtet – kaum möglich.

Bei einer Schwangeren, die zuvor noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen ist, breitet sich das Virus über die Blutbahn im Körper aus. In der Folge kann es zu einer Infektion des Mutterkuchens und des Babys gelangen.

Wie wahrscheinlich ist Cytomegalie als Schwangerschaftskomplikation?

Etwa 1% aller Schwangeren infiziert sich erstmals mit Cytomegalie und läuft damit Gefahr, das Virus an das ungeborene Kind weiterzugeben. Statistisch gesehen, kommt es bei einer primären Infektion der Schwangeren in 30–40% auch zu einer Infektion des Kindes. Von diesen Kindern entwickeln 10–15% ein Cytomegalie-Syndrom mit schwerer gesundheitlicher Schädigung. Dazu zählen:

·         Wachstumsverringerung

·         Einblutungen in die Haut

·         Lungenentzündung

·         Gelbsucht

·         Hepatosplenomegalie (Vergrößerung der Leber und Milz)

·         Schädigung des Gehirns

·         Schwerhörigkeit oder Taubheit

·         Intrauteriner Fruchttod (Totgeburt)

85–90% der Kinder, die sich im Mutterleib infizieren, zeigen nach der Geburt keine schweren Symptome; jedoch entwickeln 5–10% von ihnen Hörstörungen, und in 90–95% kommt es zu sogenannten subklinischen, also kaum merkbaren Verläufen mit leichtem Hörverlust, Augenentzündungen oder minimalen geistigen Entwicklungsstörungen.

Welche Möglichkeiten bietet die vorgeburtliche Diagnostik?

Anders als bei Toxoplasmose wird eine Routinevorsorgeuntersuchung des Blutes auf CMV-Antikörper – unter anderem aufgrund fehlender epidemiologischer Zahlen – derzeit im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen nicht durchgeführt. Bei Verdacht oder hohem Risiko, mit dem Cytomegalie-Virus infiziert zu werden, ist es möglich, die Antikörper im Blut zu untersuchen.

Schwangere, die sich über ihren CMV-Antikörper-Titer informieren wollen, können diesen Bluttest auf eigene Kosten durchführen lassen; dies gilt natürlich auch für Frauen vor einer geplanten Schwangerschaft.

Bei klinischen Symptomen und Verdacht auf eine CMV-Infektion in der Schwangerschaft sollte im Rahmen einer allgemeinen Infektionsdiagnostik auch der CMV-Immunstatus bestimmt werden. Je nach dem Ergebnis der Laboruntersuchungen ( IgG- und IgM-Antikörper – IgM-Antikörper-Spiegel geben über eine akute Infektion Auskunft) kann eine CMV-Infektion ausgeschlossen werden, oder es muss eine weiterführende virologische Untersuchung veranlasst werden, um den Zeitpunkt der Infektion festzustellen.

Bei einer Infektion in der Schwangerschaft besteht das hohe Risiko einer fetalen Infektion. Als weiterführende Maßnahme zur sicheren Diagnostik oder zum Ausschluss einer fetalen Infektion kann eine Fruchtwasserpunktion (Amniozentese) durchgeführt werden. Durch eine virologische Untersuchung aus dem Fruchtwasser kann eine Infektion ausgeschlossen oder bestätigt werden. Bei bestätigter Infektion sind weiterführende pränataldiagnostische Ultraschalluntersuchungen erforderlich und je nach objektivierbaren Krankheitserscheinungen des Kindes ist eine individuelle Therapie an einem pränataldiagnostischen Zentrum durchzuführen.

Wie kann man die Infektion behandeln bzw. ihr vorbeugen?

Aufgrund einer wissenschaftlichen Studie mit einem Hyperimmunglobulin sowie aufgrund der einschlägigen wissenschaftlichen Berichte zu diesem Thema ist es möglich, unter ganz bestimmten Voraussetzungen ein auf dem Markt befindliches, aber in der Schwangerschaft nicht explizit zugelassenes CMV-Immunglobulin unmittelbar nach Bekanntwerden einer Infektion anzuwenden.

Durch die Anwendung dieses Medikaments kann zwar eine Infektion des Fötus nicht verhindert werden, jedoch sind unter dieser Therapie bisher keine Fehlbildungen oder kindlichen Schäden aufgetreten. Derzeit läuft eine große Untersuchung in mehreren europäischen Ländern, die in wenigen Jahren über eine Therapie bei CMV-Infektion in der Schwangerschaft Aufschluss geben wird. Eine Impfung gegen Cytomegalie steht derzeit nicht zur Verfügung.